Der Kelch
Wir sitzen schweigend an der Tafel
Die Stille ist fast schon zu laut
Ohrenbetäubend und doch klar
An der Tafel aus Elfenbein
Sitzend auf Throne aus Gold
Wir hören die Standuhr ticken
Die Zeit ist vergänglich
Sie nimmt auf nichts Rücksicht
und wirkt beängstigend und bedrohlich
Wir sitzen nur da in stiller Eintracht
Und sehen uns an...schweigend
Und doch ist der Raum erfüllt von Dialogen
Von Lachen und Weinen
Von Bangen und Hoffen
Von Schreien und Rufen
Von Abschied und Wiederkehr
Von Tod und Leben
Nur wir sind fähig, dies zu hören
Unsere Geschichten sprengen Mauern
Unsere Erinnerungen spielen Theater
Unsere Tränen sind unsere Begleiter
Unsere Hoffnung unser kostbarstes Gut
Draußen ist es kalt, der Kamin ist aus
Und doch ist es warm und behaglich
Fast schon zu vertraut
Wie kann es sein
Dass ein Mond die Sonne wärmt
Auf der Tafel steht ein Kelch
Gefüllt mit dem Saft
Der Seelenheil und Kraft verspricht
Ein heiliges Gefäß
Ein heiliger Gral
Den wir weder suchen noch erobern müssen
Denn er steht wahrhaft vor uns
Und strahlt in der Dunkelheit uns
Licht und Wärme
Ich nehme diesen Kelch
Ich verspüre Angst
Angst vor den Folgen
Ist die Flüssigkeit doch heilig und rein
Kann sie auch giftig und tödlich sein
Nur eine reine Seele ist fähig
Glorie zu erfahren
Erlösung zu finden
Sich rein zu waschen
Von dunklen Tagen und dunklen Tümpeln
Die uns in eine andere Richtung schicken wollen
Die uns um unsere Schicksale betrügen wollen
Immer und immer wieder
Wie ein dunkler Kreislauf des Chaos
Hungrig nach dunkler Materie strebend
Eine innere Stimme sagt mir
Du bist würdig zu nehmen den Kelch
Du hast darauf gewartet und gehofft
In deinen dunkelsten Stunden
An deinen einsamsten Tagen
In deinen traurigsten Momenten
An den finstersten Orten
In der tiefsten Höllengrube
Hast du darum gebetet
Als man dich zerrissen hat
Als man dich folterte
Als man dich verhungern und verdursten lassen wollte
Als man dich erniedrigen wollte
Als man dich anklagte
Als man dich einsperrte
Als man dich quälte
Hast du nie aufgegeben zu kosten eines Tages
Von dem Kelch - dem Gral - dem heiligen Gefäß
Mit zitterigen Händen
Voller Ehrfurcht
Mit ganzem Herzen und ganzer Seele
Führe ich den Kelch an meinem Mund
Und trinke daraus
Erwacht sind in diesem Moment
Erinnerungen aus alten Tagen
An alte Freunde und Bekannte
Längst entschwunden
Ich trinke aus dem Kelch
Dunkles Gewässer
Gefärbt vom Blut
Werden hell und rein
Saphire und Diamanten
Sind nun wertlos und Abfall
Denn die neue Sonne die erschien
Just in diesem Moment
Ist heller als alles andere
Was ich bisher gesehen
Du am anderen Ende der Tafel
Sahst mich in meiner Helligkeit
In meiner neuen Gestalt
Wie ein Phönix aus der Asche
Auferstanden
Die Uhr hat für mich aufgehört zu tikken
Ich bin unsterblich, für immer da
Eine Existenz für die Ewigkeit
Ich stehe auf
und gehe auf dich zu
Ich sehe dich zittern
Wie Espenlaub
Wie der wilde Epheu
Dessen Ranken sich um das Bollwerk erstreckt
Deine sonst so klaren Augen
Deine Augen, in denen ich mich einst tanzen sehen konnte
Sind schwarz geworden
Das Feuer ist aus
Ich reiche dir den Kelch
Meine Lichtgestalt
Auf das du unsterblich wirst
Auf das du ein helles Licht wirst
Noch heller, als du es eh schon bist
Wie der Vollmond in dunkler Nacht
Wie das Feuer im leeren Raum
Wie der hellste Stern am Firmament
Du guckst unsicher
Du schluckst deine Angst herunter
Sie vergiftet dein Herz
Das so rein und edel war
Trinkst nun aus dem Kelch
Den ich dir gereicht
Und schaue dich dabei an
Ein letztes mal
Denn du hat den Kelch fallen gelassen
Und zerfielst zu Staub
Zu groß war deine Angst
Zu groß war deine Unsicherheit
Zu groß war dein Aberglaube an dem Inhalt des Kelches
Zu vergiftet war dein Herz
Zu klein dein Vertrauen
Gott habe erbarmen
Und kümmere dich um diese Seele
Die Seele, die unsterblich werden sollte
Und sich dagegen gewehrt hat
Wider Willen
Ich nahm deine Asche
Voll Trauer und mit schweren Herzen
Und zerstreute dich auf den wilden Rosen
Nie wieder werde ich dich lachen sehen
Nie wieder werde ich deine Augen erblicken
Nie mehr dein gutes Herz schlagen hören
Nie mehr dein hoffnungsvolles Gesicht erblicken
Nie mehr deine Wärme spüren
Nie wieder
Ich sitze nun alleine an der Tafel aus Elfenbein
Sitzend auf einem Thron aus Gold
Dein Thron ist nun leer
Dein Platz ist verlassen
Nun bringt mich die Ruhe um
Nur der Duft der wilden Rosen
Erinnert mich an dich
Vor mir steht der Kelch
Angefüllt mit heiliger Flüssigkeit
Uns sehe mit ihm dein Dahinschwinden
Die Geburt der Leere und der Stille
Um mich rum
Ich nehme diesen Kelch
Und werfe ihn in das Meer meiner Tränen
Denn dieser Kelch
Soll von nun an niemand mehr bekommen
Was nutzt mir Unsterblichkeit
Wenn mein Leben leer ist
Wenn du nicht mehr da bist
Wenn du in Gottes Reich auf mich wartest
Und ich dir nicht folgen kann
Wenn ich uns beide unsterblich machen wollte
Meine Visionen sind gestorben
Für immer und ewig
Ich gehe zu dir
Zu den wilden Rosen
Die Flocken des Schnees fallen vom Himmel
Das sind deine Tränen
Die du um uns weinst
Sie fallen auf die Rosen
Bitten um Vergebung
Für deine Torheit
Für deine Angst
Der Wind weht durch deine Rosen
Ich hören ihn sagen
Komm zu mir
Lass mich nicht allein
Vergib mir, denn ich wusste nicht was ich tat
Lass uns unsterblich sein
Lass uns Hoffen
Lass uns Glauben
Lass uns Lieben
Für die Ewigkeit
Diese Stimmen
Deine Stimme durch den Wind
Machten mich traurig und fröhlich zugleich
Aus dem Winterwald auf den Hügeln
Ich sah ein schneeweißes Einhorn
Auf dem Horn ein hellen Stern
Das stand auf einmal vor mir
Wie ein zutraulicher Hund
Ein Gefährte
Ein Offenbarung
Ich schnitt mich an deinen Dornen
Den Dornen deiner Rosen
Ich spürte einen bittersüßen Schmerz
Als der Lebenssaft aus mich austrat
Und den schneebedeckten Boden färbte
Die Flüssigkeit des Kelches
Versickerte im Boden
Die Rosen nahmen ihn auf
Und erleuchteten
Das letzte was ich sah
Als sich meine Seele von meinem Körper trennte
Meine Seele ritt auf dem Einhorn
Der Stern an seinem Horn
Diente als Kompass
Ich ritt zu dir in die Ewigkeit
Zusammen für alle Zeit
Benjamin Kowalski
geschrieben vom 28. - 30. Mai07
6 Kommentare:
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